Carmel ist so etwas wie meine große Liebe an der kalifornischen Küste. Es ist jedoch eine Liebe, an der ich bis heute ein wenig zweifeln muss, weil sie einfach ihre Haken hat, aber eins nach dem anderem.
Über Carmel
Die Stadt selbst hat nicht einmal 4000 Einwohner und wurde vor ca. 100 Jahren gegründet. Sie gehört zum Monterey county (eine ebenfalls wunderschöne Stadt nur fünf Minuten entfernt) und wurde als Künstler und Dichter-Siedlung ins Leben gerufen. Genau hier fängt meine Liebesgeschichte an. Kein Ort der USA, in dem ich war hat so eine Dichte an schönen und verträumten Häusern. Der Ort wirkt zuweilen wie aus einem Märchenbuch und ich persönlich kann mich nicht an ihm sattsehen.
Das berühmteste Kapitel des Orts gehört einer Legende des Films. Clint Eastwood ist nicht nur der bekannteste Bewohner und Ranch/Hotel/Restaurant Betreiber des Ortes. Er war sogar eine Weile Bürgermeister. Außerdem ist Carmel bekannt als die hundefreundlichste Stadt der USA. In vielen Restaurants können die kleinen Freunde mit rein, wobei das für mich eher ein kleines Negativzeichen war, da ich das überzogen finde. Gestört haben die zahlreichen Hunde im Stadtbild nicht, da zumindest mir keine problematischen Hunde aufgefallen sind und die Tochter viele streicheln konnte.
Teuer aber meist gut
Der Ort ist ein Refugium für Reiche und zwar eher etwas ältere Reiche. Wie das so ist, spiegelt sich auch das wieder in den Preisen. Bei den Restaurants haben wir die Erfahrung gemacht, dass es in Monterey günstiger ist und zwei Tipps dazu habe ich am Ende des Artikels. In Carmel ist es eher hochpreisig, ABER wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Qualität überragend war und ein solches Niveau auch in Deutschland teuer wäre. Auch dazu mehr im Food-Abschnitt!
Als zu hoch empfanden wir die Preise fürs Hotel. Da wir halbwegs nah am Wasser sein wollten und uns unser Gastgeber beim gebuchten airbnb Apartment leider spät abgesagt hat, blieben wenige Optionen, insbesondere in Carmel. Das Hotel Tradewinds Carmel war sauber und absolut OK, aber eben etwas zu teuer. Insgesamt kommt man günstiger weg in Monterey oder Pacific Grove, aber ein Schnäppchen wird man auch hier nur mit Mühe machen.
Ort und Natur
Wie schon erwähnt…ich kenne kaum ein schöneres Örtchen und ich habe mich in jeder Sekunde wohl gefühlt. Da die Lage so ist, dass man trotz Meer vergleichsweise frische Temperaturen hat (ein wenig wie San Francisco), sitzt man auch deutlich mehr draußen in den Restaurants und Cafés. Dies ist in den extrem heißen Teilen Kaliforniens nicht immer der Fall. Eines der Gründe es als meine große Liebe zu bezeichnen sind auch unzählige Innenhöfe, in denen sich Läden und Restaurants verstecken!
Wir haben uns mit „normaler“ Kleidung selbst in den teureren Restaurants nie unwohl gefühlt UND man war immer auf Kinder vorbereitet und ist auf sie eingegangen. Eines der Dinge, die wir uns in Deutschland dringend abschauen sollten.
Die Strände sind alle ein Traum, da hier wie im Rest des Ortes alles absolut sauber ist. Das Wasser in dieser Region ist allgemein eher kalt, so dass Schwimmer sich nicht so oft möglich ist.
Fern der Realität
Mein Zweifel an meiner Liebe kommt von einem Punkt und der heißt „Realität“. Mit dieser hat Carmel nichts zu tun. Es ist eine Oase der gut verdienenden Schicht und ich bin mir sicher, dass es paradiesische Zustände sein für manche. Man wird jedoch sehr wenig mit der arbeitenden Mittelschicht zu tun haben, inklusive des normalen Umgangs miteinander. Dennoch haben wir keine Arroganz oder gar Unfreundlichkeit erlebt. Ich glaube mir würde als Kind des Ruhrpotts einfach ab und zu das Rauhe fehlen. Wir werden sicher wieder in Carmel Zeit verbringen und selbst ein Ferienhaus dort könnte ich mir absolut vorstellen, da der Scenic Drive eines der schönsten Views beim Joggen bot, den ich je gesehen habe, aber ich weiß selbst noch nicht wie ich mit diesem Manko umgehen soll.
Das Essen
Wie ihr wisst: kein Beitrag über einen Ort ohne einen Abschnitt übers Essen, schließlich muss man ja auch mal leben.
Katy's Place
Wenn ihr frühstücken wollt, dann unbedingt hier vorbeischauen! Omelettes und auch alle anderen Sachen sind sehr gut gemacht und ich bin mir sicher, dass jeder das Passende findet. Sehr kinderfreundlich oben drauf und es gibt Plätze draußen (für mich immer ein Pluspunkt). Testet den frisch gepressten Grapefruit Saft!
Grasing's
Eines der eher teuren Restaurants, aber bei den Zutaten, die verwendet werden wäre man in Deutschland keinen Cent billiger weggekommen. Besonders hervorzuheben waren die hausgemachten Onion Rings als Vorspeise und vor allem das Hummer Mac'n'cheese (ja richtig gelesen. Welch geniale Idee!) und die Steaks, die ausgezeichnet waren.
Mission Ranch
Das ist die Ranch von Clint Eastwood mit Hotel und Restaurant. Sie lohnt sich allein schon wegen des Ausblicks von der Terasse! Die Weinkarte dürfte Weinliebhaber zum Lächeln bringen. Das Essen und der Service waren gut, aber auch hier herrscht eher gehobene Küche mit höheren Preisen. Ein Kritikpunkt war ein sehr freundlicher Kellner, der allerdings von den Weinen null Ahnung hatte.
Fish House (Monterey)
DIE Entdeckung für mich. Ich mag es wenn normale Dinge rocken und das hier ist so eines. Ein Haus, das absolut nach NICHTS aussieht, mitten in einem Industriegebiet. Wir kamen gegen 17 Uhr an und da war es davor auch leer, aber als wir die Tür öffneten sahen wir ein komplett volles und sehr lebhaftes Restaurant. Alle Fischgerichte, die wir hatten waren absolute Spitze, ob Pasta oder Ravioli mit Meeresfrüchten. Höchstes Niveau zu sehr fairen Preisen. Als wir kurz vor sechs wieder den Laden verließen war bereits eine Schlange von zehn Leuten vor der Tür. Nun weiß ich wieso!
Kai Lee Creamery (Pacific Grove)
Zwischen Monterey und Carmel liegt Pacific Grove. Auch dieser Ort ist gerade einmal fünf Minuten entfernt und man könnte manchmal sogar verpassen, dass man den Ort wechselt. Hier gab es die zweite Entdeckung, die ich absolut feiere. Kai Lees ist ebenfalls so ein authentischer und toller Laden. Der Mann, der euch begrüßt, stellt alle Eissorten jeden Tag im Laden her und testet die abgefahrensten Sorten. Alles ist Bio und Handmade und geschmacklich mit das Beste was ich an Eis hatte, wobei wir in Santa Barbara eine harte Konkurrenz gefunden haben (doch dazu in einem späteren Bericht). Der Laden ist extrem puristisch und sieht eigentlich nach Nichts aus, aber davon solltet ihr euch nicht täuschen lassen. Mein Favorit bei unserem Besuch: Schokoladen-Kokos-Eis!